Halbmarathon 2006

Ein guter solider Halbmarathon

Bei diesem Halbmarathon lief ich eigentlich nur mit, weil erstens keine Startgebühr zu bezahlen war und zweitens ich endlich meine Bestzeit im Halbmarathon unter 1:45 Stunden drücken wollte. Obwohl ich nicht besonders ehrgeizig trainiert hatte, war somit mein Ziel klar definiert. Die Anreise verlief nicht ganz problemlos, da ich relativ knapp zum Zug Richtung Spitz a.d. Donau kam und somit auch meine Aufwärmzeit bzw. Anstellzeit relativ knapp war. Da aber der Start grundsätzlich erst um 10:15 Uhr anstatt der ursprünglich geplanten 10:00 Uhr erfolgte, hatte ich auf der anderen Seite wieder genügend Zeit.

Die ersten Kilometer konnte ich präzise in dem Tempo absolvieren, das ich mir vorgenommen hatte. Ich lief einen KM-Schnitt von deutlich unter 5:00 min. und war somit voll im Plan. Leider mußte ich dazwischen zu einer Pinkelpause anhalten, die mir natürlich ein bißchen Zeit kostete, aber sonst keine negativen Auswirkungen hatte. Wie erwartet ging mir dann nach ca. 2/3 des Laufes ein wenig die Kraft und das Durchhaltevermögen aus, aber ich konnte meine Zielzeit erreichen.

In Summe gesehen war es schöner Lauf bei gutem Wetter. Wie so oft beim Wachaumarathon war entlang der Donau etwas Wind dabei, aber der hat bei diesem Mal nicht geschadet.

Daten und Fakten zum Halbmarathon

Eckdaten Lauf
Datum 17. September 2006
Start 10:00 Uhr
Ort - Start Spitz an der Donau
Ort - Ziel Krems an der Donau
Distanz 21,097 km

 

Übersicht Gesamtergebnis
Bezeichnung Name Gesamtzeit (hh:mm:ss) Anzahl Finisher
Sieger HERREN

Serhiy Zachepa

1:05:55 3.248
Sieger DAMEN Dana Janeckova 1:18:03 1.187

 

Ergebnis des Autors
Gesamtzeit (hh:mm:ss) 1:44:26
Gesamtrang 1.050
Klasse M-30
Klassenrang 169

Die Ergebnislisten im DetailErgebnisdetails auf der Seite von pentek-timing.at

Bericht

Inhalt

Die Vorbereitungen Spring zu Kapitel 1
Die Startphase Spring zu Kapitel 1
Kurze P...pause Spring zu Kapitel 1
Die Beine werden schwerer Spring zu Kapitel 4
Das Finale Spring zu Kapitel 5

Die Vorbereitungen

Nur einem Zufall verdanke ich meinen diesjährigen Start beim Wachau-Halbmarathon. Eigentlich wollte ich ja gar nicht an den Start gehen, aber da nun mal schon keine Startgebühr zu berappen war (dies übernahm meine Firma), dacht ich mir, ich probier es einfach mal. Daher waren auch meine Ziele für diesen Halbmarathon relativ bescheiden. Ich wollte einfach meine bisherige Halbmarathonbestmarke von 1 Stunde 46 Minuten und 58 Sekunden deutlich unterbieten. Zumindest einen Zeit um die 1:45 Stunden war mein erklärtes Ziel.

Obwohl ich nicht besonders viel trainiert hatte (ca. 2 x pro Woche im Umfang von ca. 30 km) war ich doch positiv gestimmt, dieses Ziel erreichen zu können. Die Anreise klappte vorzüglich, d.h. obwohl ich den letzten Zug nahm und auch relativ spät mit dem Auto zum Zug kam, war ich doch mehr als rechtzeitig beim Start. Ich hielt mich diesmal auch bewusst beim Aufwärmen zurück. Nicht das ich mich gar nicht aufgewärmt hätte, aber 10 min. Einlaufen und ca. 5 min. Dehnen mussten reichen. Denn ich hatte schon des öfteren den Eindruck, das ich durch zu viel Aufwärmen unnötige Kraft vergeudet hatte. Die letzten Minuten bescherten mir diesmal etwas Unwohlsein, da ich mir absolut nicht sicher war, ob ich mein gestecktes Ziel und mein Vorhaben richtig eingeschätzt hatte. Aber ich musste diese Strecke endlich einmal besiegen. Es konnte doch nicht sein, das ich den Halbmarathon nicht unter 1:45 schaffen konnte. Dann endlich war es soweit.

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Die Startphase

Der Startschuss erfolgt knapp nach 10:15 Uhr und mit kurzer Verzögerung bewegte sich auch mein Startblock. Ich hatte mich in den zweiten Startblock gestellt, was auch meiner Leistungserwartung entsprach. Also zwischen 1:35 und 1:50. Der Beginn war von der Umgebung wirklich gut, aber ich fühlte mich nicht besonders. Obwohl ich den ersten Kilometer unglaublich schnell lief (unter 4:30 min.) hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Zum ersten Mal waren auch die Kilometerangaben anders zu lesen. Es wurden nicht die Kilometer von Tafel zu Tafel hochgezählt, sondern es wurden die noch zu laufenden Kilometer angeführt. Die nächsten 5 Kilometer liefen dagegen wirklich optimal. Ich hatte nun meinen Rhythmus gefunden und ich musste auch Gott sei Dank nicht allzu oft auf Gehsteige oder den Strassenrand ausweichen um Mitläufer zu überholen. Auch die Konstanz war eigentlich absolut ungewohnt für mich. Jeder Kilometer unterschied sich nur um knapp 1 Sekunde voneinander und pendelte zwischen 4:45 min. und 4:48 min. Ich war total happy mit meinen ersten Viertel des Halbmarathons. Aber ich versuchte ruhig zu bleiben und mich an meine mir selbst auferlegte Taktik zu halten. Die ersten 12 Kilometer des Halbmarathons wollte ich deutlich unter einer Stunde laufen (zwischen 58 und 59 Minuten) um danach noch einen kleinen Polster für die zweite Hälfte zu haben. Dieses Vorhaben konnte ich den ersten Teil des Laufes wirklich optimal umsetzen. Ich hatte keine Probleme mit der Atmung oder mit den Gelenken. Auch meine Aduktoren verhielten sich ruhig (die hatte ich noch extra vor dem Start gedehnt) und mein Schritt fühlte sich noch locker und geschmeidig an.

Aber es gibt in der Wachau anscheinend keinen Lauf bei dem nicht irgendein Problem daherkommt. Nach etwa 7 km verspürte ich es. Der Drang. Der urmenschliche Drang sich erleichtern zu müssen. Jetzt nicht durch Übelkeit oder Brechreiz verursacht sondern einfach zu viel getrunken zu haben (hatte ich aber gar nicht) oder einfach die Blase zu entleeren. Ich entschuldige mich schon mal im voraus bei denjenigen, die das folgende nicht lesen oder falls sie laut lesen, auch nicht hören wollen. Bei KM 8 dachte ich mehr darüber nach, ob ich nun einigen Laufkameraden folgen sollte, d.h. mich auf die Seite stellen und die Entleerung durchzuführen, oder ob ich versuchen sollte die Stunde noch durchzuhalten und darauf zu hoffen, das es sich ausgehen würde. Dieser Kilometer war der erste den ich in exakt 5 Minuten absolvierte. Ich fing an, mich über mich selbst zu ärgern. Ich war, wie wahrscheinlich die meisten Läufer und Läuferinnen noch vor dem Start aufs WC gegangen, aber vielleicht hatte ich diesem Vorgang nicht genug Zeit gewidmet. Nach einem weiteren Kilometer unter 4:50 min. wurde der Drang stärker und das Bewusstsein, dem Körper nachgeben zu müssen, wurde immer deutlicher. Für mich war es nun nurmehr eine Frage der Zeit und vor allem des Ortes wo ich mein Geschäft so schnell und so unbemerkt wie möglich hinter mich bringen konnte. Nach 10 km erblickte ich eine geradezu dafür geschaffene Stelle und bereitete mich bereits innerlich darauf vor.

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Kurze P...pause

Da ich immer eher auf der linken Strassenseite gelaufen war und sich die Stelle allerdings auf der rechten Seite befand reihte ich mich immer mehr nach rechts ein. Nun war es soweit. Ich blieb stehen, öffnete meine Hose (nochmals Verzeihung für die ausführlichen Details) und naja, tat es. Mein Blut raste noch mit etwa 160 Pulsschlägen pro Minute durch meinen Körper und ich zitterte. Der Vorgang selbst dauerte nur maximal 15 Sekunden, aber ich hatte natürlich die Befürchtung, das ich meinen Rhythmus verloren hatte. Aber zu meiner positiven Überraschung war diese Befürchtung schon auf der übernächsten Zwischenzeit verflogen. Ich kämpfte zwar nun etwas um meine Leichtfüssigkeit, aber die Zeit von noch unter 5 Minuten stimmte mich doch zuversichtlich. Es waren etwa 12 Kilometer gelaufen und ich konnte meine Taktik noch einhalten. Ich hatte diese Kilometeranzahl in der mir vorgegebenen Zeit von unter 59 Minuten bravourös eingehalten (exakt 58:59 min.) und hatte somit rund eine Minute Guthaben, das ich nun auf den letzten 9 bis 10 Kilometern verbrauchen konnte. Natürlich wurmte es mich noch immer, das ich diese unnötige Zeit für diesen unvorhergesehenen „Pisstop" verbraucht hatte, aber ich war trotz allem noch immer im Zeitplan. Auch die nächsten Kilometer hielt ich mich exakt an die Vorgaben. Jeder Kilometer wurde einige Sekunden unter der 5 Minutenmarke gelaufen und somit verbrauchte ich eigentlich nichts von meinem Zeitguthaben.

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Die Beine werden schwerer

Es waren bereits mehr als 15 Kilometer gelaufen und langsam aber konstant wurden meine Füsse schwerer. Zwar war mein Kilometerschnitt noch immer genau dort, wo er sein sollte, aber kontinuierlich verspürte ich nun die Strapazen. Ich wurde in der Zwischenzeit von einigen Mitstreitern stehengelassen bzw. überholt aber ich musste einfach nur mein Tempo laufen. Als ich den Kreisverkehr ausserhalb von Krems passierte hatte ich wie gewohnt meine erste gröbere Schwäche- und damit auch Demotivationsphase. Es waren zu diesem Zeitpunkt noch etwa 4 bis 5 km zu laufen und ich spürte richtig wie sich mein Zeitguthaben verkleinerte. Ich musste dagegen ankämpfen, aber der Blick auf die Uhr bestätigte leider meine negative Einschätzung. Das erste Mal (ausser bei meinem Stop, aber ich glaube, das brauche ich nicht nocheinmal zu erwähnen) hatte ich eine Kilometerzeit deutlich über 5 Minuten. Von meiner Minute Vorsprung waren mit einem Schlag 10 Sekunden weg. Aber ich hatte ja bereits vorher gewusst, das es eng werden würde. Als ich unter der Brücke Richtung Krems lief versuchte ich weiter zu kämpfen und biss die Zähne zusammen. Meine Füsse wirkten auf einmal, als wären sie aus Stein und ich konnte nicht nur sehen sondern auch spüren, wie meine Mitstreiter an mir vorbeiliefen. Auch nicht mehr taufrisch, aber immerhin liefen sie an mir vorbei.

Als wir am nächsten Kreisverkehr Richtung Stadtzentrum einliefen, begannen für mich die schlimmsten 2 Kilometer. Es waren noch über 3 Kilometer zu laufen und ich konnte meine Oberschenkel kaum noch anheben. Ich wusste, das ich noch etwa 40 Sekunden Guthaben auf die magische 1 Stunde 45 Minuten Zeit hatte, aber wenn ich nicht etwas schneller werden würde, so würde es sich wahrscheinlich wieder nicht ausgehen. Meine 3 Stück Traubenzucker, die ich mir eingesteckt hatte, waren noch zu 2 Drittel vorhanden. Ich hatte versucht bei etwa 13 bis 14 Kilometer Traubenzucker zu nehmen, aber aufgrund mangelnder Speichelflüssigkeit, entwickelte sich diese Energiezufuhr doch mühsamer als erwartet. Beim Wachauer Radmarathon war dies doch etwas rutschiger gegangen. Aber auch das half mir in diesem Moment nicht. Ich musste einfach kämpfen und versuchen durchzuhalten. So leicht wie es am Anfang gegangen war, so schwer ging es nun. Jeder Schritt tat in der Zwischenzeit weh und als ich durch das Steinerne Tor durch die Fussgänerzone lief, wäre ich am liebsten ausgestiegen. Das Kopfsteinpflaster war die absolute Hölle. Plötzlich sah ich vor mir einen alten Mann. Auch er keuchte und kämpfte um jeden Schritt, doch mit einem Mal motivierte mich dieser Anblick. Ich hegte in diesem Moment größten Respekt für diese Leistung. Was waren da schon meine vorgenommene Leistung gegen einen derartige Anstrengung, die dieser Mann da auf sich nahm. Ich überholte den etwa 70-jährigen, weishaarigen Mann und nun war mein Kampfgeist wieder da. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn ich diesen Mann die Hand gegeben hätte und ihn meinen tiefen Respekt mitgeteilt hatte. Aber das war in diesem Augenblick einfach der falsche Moment. Sowohl für ihn als auch für mich. Mir half natürlich auch das in diesem Moment die Fussgängerzone zu Ende ging und wir wieder auf die Strasse Richtung Stadion einbogen. Die letzten 2 Zwischenzeiten waren so schlecht gewesen, wie ich es befürchtet hatte. Jede Zwischenzeit über 5 Minuten und 10 Sekunden. Ich hatte also weitere 20 Sekunden verloren. Wieviel Polster hatte ich wohl noch? 30, 20, 10 Sekunden oder war ich vielleicht schon hinter meine Marschroute zurückgefallen?

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Das Finale

Ich musste einfach noch einmal das Letzte aus mir herausholen und setzte auf den letzten Kilometer ein letzte Mal zu einem höheren Tempo an. Überraschenderweise wurden meine Beine wieder leichter und meine Schritte auch wieder flüssiger. Als ich nach links in die vorletzte Kurve einbog wollte ich schon zum Schlussspurt ansetzen, aber ein Rettungseinsatz verhinderte dies. Eine ältere Frau hatte mit dem Fahrrad die Strecke gequert und lag genau vor meinem Laufweg. Also musste ich kurz ausweichen und so musste ich auch meinen Schlusssprint hinauszögern. Doch als ich die nächste und somit letzte Linkskurve durchlaufen war, war ich durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten. Ich sammelte meine letzten Kräfte und setzte zum Sprint an. Ich flog förmlich die letzten hundert Meter und als ich das Ziel überquert hatte drückte ich auf meine Polar und sah im ersten Augenblick gar nicht die Zeit. Ich war in diesem Moment völlig fertig und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mein Herz raste und meine Beine zitterten. Nach einem kurzen Moment richtete ich mich wieder auf und blickte gebannt auf die Uhr:

1 Stunde 44 Minuten und 25 Sekunden. Jawoll, ich hatte es geschafft. Ich hatte eine neue Halbmarathon-Bestzeit (natürlich nur für mich persönlich) aufgestellt und ich war in diesem Moment auf der einen Seite total glücklich und auf der anderen Seite allerdings auch wieder etwas enttäuscht. Hätte ich nur nicht diesen blöden Zwischenstopp gehabt, so wäre ich unter 1:44 Stunden gelaufen. Doch nachdem sich mein Pulsschlag wieder normalisiert hatte und ich mir meine wohlverdiente Verpflegung abholte und verspeiste, war ich doch vollauf zufrieden mit meiner Leistung. Endlich hatte ich es geschafft. Endlich hatte ich meine Zielvorgaben umgesetzt und war genau das gelaufen, was ich mir auch vorgenommen hatte. Nun hatte ich endlich die Barriere von 1 Stunde und 45 Minuten durchbrochen.

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