Ein fast perfekter Lauf
Nach bereits gut absolvierten Halbmarathons beim diesjährigen Eisbärcup im Wiener Prater hatte ich mich zu meinem Übermut auch beim 2-Brückenlauf in Tulln an der Donau angemeldet. Da mein üblicher Laufpartner leider ausgefallen war, mußte ich die Distanz von 24 km zwischen der alten Donaubrücke und der neuen Rosenbrücke in Tulln nun allein in Anspruch nehmen. Die Teilnehmeranzahl war überschaubar, das Wetter gut und somit stand einen guten Lauf über 3 Runden zwischen den beiden Donaubrücken nichts mehr im Wege.
Die erste Runde wurde von mir leider zu schnell angegangen. Leider ist dies eine Angewohnheit, die ich mir wahrscheinlich nie abgewöhnen werde. Somit konnte ich diese Runde über 8 km unter 36 Minuten deutlich unter meiner errechneten Durchlaufzeit absolvieren. Auch die zweite Runde ging noch gut, aber bei der dritten und letzten Runde mußte ich schon einigermaßen kämpfen. Aber nach der letzten Labestation konnte ich nochmals Kräfte für die letzten Kilometer tanken. Somit konnte ich einen Kontrahenten auch noch zum Schluß überholen und fast so etwas, wie einen Zielsprint hinlegen.
In Summe gesehen hatte ich genau die Zeit erreicht, die ich mir vorgenommen hatte. Somit war es ein gelungener Vorbereitungslauf für mein diesjähriges Highlight, den Marathon in Stockholm. Leider gibt es diesen Lauf nicht mehr, denn aus meiner Sicht war natürlich besonders die Anreise toll, da ich ja nur knappe 10 km entfernt wohne. Der Nachteil bei diesen Lauf war die Hinauf- und Hinunterlaufen bei den Brücken. Aber das hat sich ja nun durch die "Nicht"-Veranstaltung erledigt.
Daten und Fakten zum Lauf
Datum | 1. April 2007 |
Start | 09:00 Uhr |
Ort - Start | Tulln an der Donau |
Ort - Ziel | ebenda |
Distanz | 24 km |
Ergebnis
Bezeichnung | Name | Gesamtzeit (hh:mm:ss) | Anzahl Finisher |
---|---|---|---|
Sieger HERREN | Lukas KUMMERER | 1:26:06 | 74 |
Sieger DAMEN | Catherine HAGER | 2:00:14 | 8 |
Gesamtzeit (hh:mm:ss) | 1:54:18 |
Gesamtrang | 41 |
Klasse | M30 |
Klassenrang | 7 |
Bericht
Inhalt
Meine Erwartungen | |
Die erste Runde | |
Die 2. Runde - auch die sogenannte Zwischenrunde | |
Die 3. Runde - mehr Krampf als Kampf | |
Das Finale |
Meine Erwartungen
Nach 2 Halbmarathons, die ich überaus erfolgreich absolviert hatte (der 1. unter 1 Stunde und 40 Minuten somit neue persönliche Bestleistung im Halbmarathon und der 2. nur unwesentlich über 1 Stunde und 40 Minuten) hatte das neue Laufjahr wirklich vielversprechend begonnen. Natürlich hatte ich hin und wieder so meinen Motivationsdurchhänger aber Allgemein gesehen war ich mit den bisherigen Vorbereitungen wirklich äußerst zufrieden. Allerdings war ich mir bis heute nicht sicher, ob ich den Tullner 2-Brückenlauf wirklich absolvieren sollte. Erstens hatte ich noch am Freitag Abend einen kurzen, aber durchaus heftigen Lauf über ca. 10 km eingelegt und zweitens hatte ich mich geistig gar nicht darauf eingestellt. Aber andererseits dachte ich mir gestern, warum alleine 24 km auf den Feldwegen abspulen, wenn ich das doch mit einigen Anderen auch in Tulln tun konnte. Gesagt, getan. Leider sagte mir mein Laufpartner ab und so mußte ich wohl oder übel mein eigenes Tempo gehen. Meine Erwartungshaltung war ganz klar: Ich wollte die Halbmarathonzeit von 1 Stunde 40 Minuten in etwa halten, also war die Zielzeit über die 3 mal 8 Kilometer bei etwa 1 Stunde und 55 Minuten anvisiert.
Die erste Runde
Als der Startschuß erfolgte, hatte ich mich schlauerweise richtig postiert. Da direkt vor der Donaubühne gestartet wurde, war es möglich entweder am oberen Treppelweg zu starten (was auch der Grossteil der Läufer tat) oder beim Weg, der direkt an der Donaubühne vorbeiführte, wegzulaufen. Als das „Angebot des alternativen Startplatzes" bekanntgegeben wurde, war ich der Erste, der über die Absperrung hüpfte und somit einen optimalen Weglaufplatz vorfand. Meine eigene Vorgabe war es zuerst Mal einen guten Rhythmus zu finden, also in 4:45 min. bis 4:50 und diesen über die ganze Runde durchzulaufen. Gesagt, aber NICHT getan. In meinem Übereifer lief ich weg und reihte mich sofort bei den schnellen Läufern ein. Ich merkte natürlich sofort, das es keinen Sinn hatte mitzulaufen, aber über 2 km tat ich es trotzdem. Aber danach kehrte doch so etwas wie Vernunft bei mir ein. Denn es waren auch einige Läufer dabei, die nur eine Runde liefen und es wäre purer Wahnsinn gewesen mit diesen Läufern das Tempo mitzugehen. Also lief ich den ersten Kilometer in 4:08 und den Zweiten in 4:23. Nachdem ich nun das erste Mal auf die Rosenbrücke rauflief, spürte ich natürlich noch keinerlei Ermüdungserscheinungen und auch beim Hinunterlaufen auf der anderen Donauseite war alles noch in allerbester Ordnung. Allerdings verspürte ich schon hier ein leichtes Stechen auf der linken großen Zehe, da ich mir beim Training eine leichte bläuliche Verfärbung beim Nagelbett eingehandelt hatte. Aber noch lief alles Rund. Auch als ich das erste Mal an der Verpflegestation, etwa bei Kilometer 5 vorbeikam, ignorierte ich diese. Die Temperatur war ideal und ich schien mein Tempo gefunden zu haben. Als ich dann aber die ersten 8 Kilometer hinter mich gebracht hatte, war ich doch ein klein wenig schockiert: 35:40 min. Das erschein mir doch ein wenig zu schnell um 24 km durchzulaufen. Als ich bei Start und Ziel einen kleinen Schluck Wasser nahm, war mir sofort klar: Junge, brems dich ein bisserl ein, sonst wird das mit einer Zeit um 1:55 h nichts werden.
Die 2. Runde - auch die sogenannte Zwischenrunde
Andererseits war diese sehr schnelle Zeit über die erste Runde mal ein Vorteil. Ich hatte mir einen Polster für die kommenden beiden Runden von ca. 3 Minuten geschaffen, was sich doch ziemlich beruhigend anhörte. Aber kaum hatte ich den mit Menschen gefüllten Zielbereich verlassen, so spürte ich doch nun schon ein wenig die Müdigkeit. Vielleicht nicht die Müdigkeit des Körpers aber vielleicht doch die Müdigkeit des Kopfes. Immerhin ist ja die Donaulände bzw. der Treppelweg nicht gerade ein atemberaubendes Ambiente für einen Lauf. Aber ich spürte einfach, das meine Bewegungen etwas träger wurden und meine Beine auch etwas schwerer. Als wir Richtung Strasse hinausliefen, über die kleine Brücke und wieder von der Strasse weg, da überholten mich doch einige Läufer, die ich am Anfang noch „verblasen" hatte. Auch das zweite Mal hinauflaufen auf die Rosenbrücke gestaltete sich etwas mühseliger. Aber ich fand doch wieder rasch meinen Rhythmus und auch nach dem Bergablauf auf der anderen Donauseite ging es wieder relativ einfach in meinem gewohnten Trab über. Diesmal griff ich bei der Verpflegungsstation zu, denn es wurde nun auch zusehends wärmer. Ich lief mit langer Laufhause, T-Shirt und einem Läufertrikot, an dem ich auch die Startnummer befestigt hatte. Da ich mich aber noch gut fühlte, schnappte ich mir einen Trinkbecher gefüllt mit isotonischen Getränk und lief weiter. Allerdings und daran erkannte man eben, das in Tulln nicht allzu große Laufveranstaltungen abgehalten werden, mußte ich kurz abbremsen, da die Übergabe nicht wirklich funktionierte. Als ich dann unter der alten Donaubrücke durchlief, durch die Siedlung durch und wieder auf die alte Donaubrücke rauf, da merkte ich, wie nun wirklich alles schwerer und müder wurde. Als ich den Weg zur Brücke rauflief, quälte ich mich schon ein wenig und dazu kam dann noch allen Übels, das beim Überqueren der Donaubrücke die Nordic-Walker den ganzen Weg in Anspruch nahmen. Leider war neben dem Lauf auch noch ein sogenannter Nordic-Walkingtag eingeführt worden. Naja, ich will mich über diese unter Anführungszeichen „Sportart" nicht äußern, aber irgendwie waren sie doch ein wenig lästig. Aber ich konnte Gott sei Dank ohne Problem vorbeilaufen und ich war heilfroh, als ich das zweite Mal den Zielbereich durchquerte. Diesmal nahm ich kein Getränk zu mir, denn ich hatte ja vor nicht einmal 3 km etwas aufgenommen und das mußte bis zur nächsten Labestation in 5 km reichen. Die Durchgangszeit war genau wie sie sein sollte: 38:18 min.
Die 3. Runden - mehr Krampf als Kampf
Als ich nun wieder auf dem Weg Richtung kleiner Brücke bzw. Strasse war, da spürte ich es nun wirklich. Es ging nun zäh, wirklich zäh dahin. Nur mit Mühe konnte ich eine Staffelläuferin überholen, obwohl sie nicht wirklich schnell lief. Mein Gedanke war nun, bis zur Steigung der Rosenbrücke zu laufen und dort nur raufzugehen. Ich war teilweise so fertig, das ich mir wünschte, sofort aufzuhören, aber mein Kampfgeist war nun erwacht. Da ich keinerlei Schmerzen oder sonstige Problem mit Knie, Oberschenkel oder Zehen hatte, hätte ich es mir nie verziehen jetzt einfach aufzuhören, nur weil ich vielleicht in bißchen Müde war. Das war normal und würde in 3 Monaten beim Marathon noch viel stärker sein. Nein, ein Aufhören kam natürlich nicht in Frage. Als ich endlich den Anstieg erreicht hatte und diesen mit kleinen, aber doch läuferisch angehauchten Schritten bewältigt hatte, kam ich nur sehr schwerfällig in einem Laufschritt hinein. Nach dem Überqueren der Brücke und nach dem Hinuntertreppeln auf dem Donauradweg (vielleicht daher auch der Name Treppelweg J) war mein einziges Ziel nur noch die Verpflegestation. Als ich diese endlich erreicht hatte, konnte ich nicht durchlaufen. Ich nahm mir ein letztes Mal ein isotonisches Getränk und schnappte mir noch eine Banane. Das Getränk zischte so richtig meinen Gaumen hinunter und langsam laufend nahm ich dann auch noch die Banane zu mir. Nach einigen wenigen Metern, spürte ich nun richtig die Wirkung der Banane. Nun wurde keinesfalls mehr auch nur ein Gedanke an Aufgabe oder Schmerzen und Quälen verschwendet. Mein einziger Gedanke war nun möglichst locker und in der angepeilten Zeit ins Ziel zu laufen. Plötzlich spürte ich hinter mir jemanden näher kommen. Als wir unter der alten Donaubrücke durchliefen, waren wir gleichauf, aber nun war mein K(r)ampfgeist endgültig geweckt. Durch die Siedlung liefen wir fast parallel und beim Weg aufwärts, Richtung Donaubrücke, konnte er mich sogar leicht abhängen. Schätzungsweise ca. 5 bis 10 Meter. Aber ich wollte in diesem Moment einfach nicht lockerlassen und wollte mich auch nicht abhängen lassen. Also faßte ich mir nochmals ein Herz versuchte mit längerem Schritt heranzukommen und es gelang.
Das Finale
Als wir die Donau überquerten merkte ich, wie ich immer näher kam und auf der anderen Seite der Donau konnte ich ihn wieder überholen. Nachdem die scharfe Wendung Richtung Donaulände geschafft war, zog ich meinen Schritt durch und konnte den Abstand auch noch etwas vergrößern. Natürlich machte ich mir in dem Moment Sorgen, ob der Antritt nicht doch etwas zu früh angesetzt war, aber als ich nun wieder auf den Weg raufgelaufen war und die Donaubühne erspähte da wußte ich, das die Sorgen unbegründet waren. Schließlich zog ich meinen Lauf durch und überquerte zufrieden die Ziellinie.
Nach dem Zieleinlauf wechselten mein „Konkurrent" und ich noch ein paar Worte und zu meiner eigenen Überraschung muß ich gestehen, das ich mich wirklich sehr rasch erholt hatte. Nach einigen Erfrischungen war alles wieder Bestens und ich konnte sogar leicht und locker auslaufen. Also alles in allem: ein guter und zufriedenstellender Lauf.