Halbmarathon 2005

Ein enttäuschender Lauf

Ich hatte keine großen Erwartungen an diesen Halbmarathon. Aber eine Zeit unter 1:50 Stunde sollte schon drinnen sein. Meine Trainingsleistung war aufgrund meiner Diplomarbeit und -prüfung miserabel gewesen und daher waren auch meine Erwartungen entsprechend ausgerichtet. Dazu kam noch der Umstand, das es am Veranstaltungstag über 25°C hatte. Also nicht unbedingt gute Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Zeit.

Die ersten 10 km waren absolut in Ordnung. Der km-Schnitt knapp über 5 min., damit konnte ich absolut leben. Aber als die Temperaturen stiegen fiel in gleichem Maße meine Leistung. Als wir die Linke Wienzeile entlang liefen, war ich am Ende. Mir war derartig heiß und ich hatte null Kraft sinnvoll weiterzulaufen. Also mußte ich eine kurze Gehstrecke einlegen um einerseits meiner gefühlte Temperatur nach unten zu drücken und andererseits wieder ein wenig zu Kräften zu kommen.

Zum Glück erwischte ich einer kurzen Phase des Wiederanlaufs einen Motivationsschub und so konnte ich die Strecke von 21 km doch noch unter 2 Stunden absolvieren. Dies ist zwar kein Ruhmesblatt, aber immerhin. Alles in allem hätte ich mir doch einen besseren Verlauf gewünscht, aber rückblickend betrachtet konnte ich einen weiteren Lauf positiv abschließen ohne negative Nachwirkungen. Das war ja nicht immer so ;-)

Daten und Fakten zum Halbmarathon

Eckdaten Lauf
Datum 22. Mai 2005
Start 09:00 Uhr
Ort - Start Wien
Ort - Ziel ebenda
Distanz 21,097 km

 

Ergebnis

Übersicht Gesamtergebnis
Bezeichnung Name Gesamtzeit (hh:mm:ss) Anzahl Finisher
Sieger HERREN Roman VEGER 1:08:40 3.044
Sieger DAMEN Susanne PUMPER 1:13:20 1.217

 

Ergebnis des Autors
Gesamtzeit (hh:mm:ss) 1:59:11
Gesamtrang 1.638
Klasse M-30
Klassenrang 238

Bericht

Inhalt

Ein schöner Tag zum Laufen! Spring zu Kapitel 1
Eine relativ gute Startphase Spring zu Kapitel 1
Das "Drama" nimmt seinen Lauf Spring zu Kapitel 1
Eine neue Motivation Spring zu Kapitel 1
Das Finish Spring zu Kapitel 1

Ein schöner Tag zum Laufen!

Am Morgen des 22. Mai 2005 war ich völlig entspannt. Ich hatte gut geschlafen und hatte für diesen Tag nur eine einzige Hoffnung: in einer halbwegs passablen Zeit diesen Halbmarathon zu absolvieren. Im Grunde genommen hatte ich mir keine bestimmte Zeit vorgenommen. Die letzten Wochen hatten nur das Ziel des Studienabschlusses im Kopf und da konnte ich den Kopf für das Laufen einfach nicht frei machen. Auch aufgrund der Wettervorhersage für diesen Tag machte ich mir keine Illusion, daß ich eine wirklich gute Zeit erreichen konnte. 28°C waren vorhergesagt und in den letzten 3 Wochen vielleicht 20 km gelaufen. Das waren einfach Voraussetzungen, die keine gute Zeit zuließen. Ich wollte einfach nur mit einer halbwegs respektablen Zeit ins Ziel kommen. 1 Stunde und 50 Minuten wären OK gewesen. Auch die eine oder andere Minute mehr wäre kein Malheur gewesen.

Als ich an der U-Bahn-Haltestelle Vorgartenstraße ausstieg, waren schon viele Leute unterwegs. Erstmals wurde ja neben dem Marathon auch der Halbmarathon ausgetragen. Allerdings wurden die Starts zu unterschiedlichen Zeitpunkten und an unterschiedlichen Startorten vollzogen. Während der Start des Marathons wie üblich vor der Reichsbrücke stattfand, wurde der Halbmarathon in der Lassallestrasse abgehalten. Ich war rechtzeitig am Start und konnte mich eigentlich recht gut aufwärmen. Leider hatte auch die Wettervorhersage recht behalten: als ich um ca. 8:30 Uhr mit dem Aufwärmen begann, hatte es sicherlich schon über 20°C. Nach lockeren Einlaufen rund um die Lassallestrasse und einigen Dehnungsübungen machte ich mich langsam an den Start. Wie üblich war einiges Gedränge am Start. Wie üblich hatte ich bei meiner Rekordzeit über die Halbmarathondistanz etwas geschummelt, um ja nicht in eine Gruppe zu geraten, die mich auf den ersten Kilometern behindern würde.

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Eine relativ gute Startphase

Um 09:16 Uhr und 30 Sekunden (lt. meiner Pulsmesseruhr) erfolgte der Start. Wahrscheinlich war es einige Sekunden früher, aber das tut ja jetzt nichts zur Sache. Eigentlich wollte ich ja jeden Kilometer aufzeichnen, um exakt meine Kilometerzeiten zu messen, aber leider war dies aufgrund nicht vorhandener Kilometertafeln unmöglich. Also musste ich mich mit 5-Kilometerzeiten zufrieden geben. Die erste Zwischenzeit war dann auch wirklich in Ordnung. Die Route ging von Lassallestrasse über Praterstern und Prater Hauptallee. Das Feld hatte sich inzwischen bereits deutlich aufgesplittet und jeder konnte wirklich sein Tempo laufen. Die Zeit von 25:53 Minuten über die ersten 5 Kilometer entsprach genau meinen Erwartungen. Meine Taktik war auf einem moderaten Beginn ausgelegt und so ab Kilometer 15 versuchen noch etwas dazuzulegen. Ich hatte wirklich den Eindruck, daß ich später noch zulegen könnte, weil ich zu diesem Moment wirklich zufrieden war. Meine Beine waren noch gut und ich hatte auch noch keine Probleme mit der Temperatur. Anschließend ging es über die Lusthausstrasse und die Stadionallee zurück Richtung Zentrum über die Schüttelstrasse. Als ich dort in die Schüttelstrasse einbog, überholte ich erstmals eine Prominente. Mir fällt zwar nicht ihr Name ein, aber sie ist ein bekanntes farbiges Fotomodell und auch Autorin des Buches „Die Wüstenblume". Aber das sollte nicht mein letztes Zusammentreffen mit ihr an diesem Tage sein. Die Schüttelstrasse lag vollständig in der Sonne und als ich dort wieder eine Verpflegestation erblickte, griff ich mit beiden Händen zu. Zweimal Wasser. Einmal ins Gesicht und über den Kopf geleert und einmal getrunken. Mittlerweile war es schon ziemlich warm. Es dürfte nicht mehr viel auf 25°C fehlen. Aber als ich die zweite Zwischenzeit nahm, war ich noch immer relativ zufrieden. 52:08 Minuten. Auch meine Kilometerleistung hatte sich nicht wesentlich verschlechtert. Ich war die letzten 5 Kilometer um etwa 20 Sekunden langsamer gelaufen als die ersten 5 Kilometer. Das entsprach eigentlich meiner Erwartung. Das Problem dabei war, meine Füße wurden immer schwerer und die Hitze wurde immer unerträglicher. Meine im Vorhinein überlegte Taktik hatte ich bereits gedanklich über Bord geworfen. Ich wollte nur mehr das Tempo, das ich zur Zeit lief, halten.

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Das "Drama" nimmt seinen Lauf

Nach Überquerung der Franzensbrücke, Radetzkyplatz, Radetzkystraße, Vordere Zollamtstrasse und Weißkirchnerstraße ging es nun endlich ins Zentrum.Als ich am Parkring einlief, schien mein Schritt immer und immer schwerer zu werden. Die Hitze machte mir in diesem Augenblick wirklich zu schaffen. Aber es standen viele Leute am Straßenrand und feuerten alle Teilnehmer wirklich enthusiastisch an. Das gab wirklich Auftrieb. Meine Schritte schienen durch diese Anfeuerungen irgendwie wieder besser zu werden und es war wirklich schön in so einer Atmosphäre zu laufen. Als ich dann den Ring verließ wusste ich, daß nun die schwerste Zeit kommen würde. Wir bogen beim Opernring über die Operngasse und Friedrichstraße Richtung Linke Wienzeile ein. Die von mir so gefürchtete Wienzeile. Obwohl diese Strecke am Plan nicht besonders hervorsticht, ist es für mich doch immer der alles entscheidende Abschnitt. Diese Teilstrecke ist aus irgendeinem besonderen Grund immer der Knackpunkt beim Lauf in Wien. Auch diesesmal war es wieder der Fall. Während es mir bis zum Kilometer 10 noch relativ gut gegangen war so kam hier erstmals der Einbruch. Als ich den 12. Kilometer hinter mich gebracht hatte, zählte ich bereits die Sekunden und sie kamen mir in diesem Moment wie Minuten vor. Beinahe bei jedem 10. Schritt sah ich auf die Uhr, denn ich wollte es einfach nicht wahrhaben, das sich ein Kilometer so ziehen kann. Wie bereits vorher erwähnt waren nur im Abstand von 5 Kilometer Tafeln über die Distanz aufgestellt. So musste ich mir einfach über die Zeit helfen. Zu diesem Zeitpunkt war es einfach die Hölle. Genau das sind die Augenblicke, das man sich fragt: Warum tue ich mir so was an und man fühlt sich als einsamster Mensch auf der Welt, denn außer dir selbst kann dir keiner helfen. Ich versuchte mir dadurch zu helfen, indem ich versuchte, die Schrittlänge etwas zu verkürzen und dafür mit höherer Schrittfrequenz zu laufen. Aber auch diese Maßnahme gab ich nach wenigen hundert Metern wieder auf. Was mir einfach so zu schaffen machte, war diese verdammte Hitze. Und diese Elends lange Linke Wienzeile. Sie wollte einfach nicht enden. Endlich sah ich in weiter Ferne die Tafel mit dem Zeichen 15. Als ich die Zwischenzeit nahm war ich doch ein bisschen enttäuscht, doch rückblickend betrachtet, ist es natürlich keine Überraschung. Meine 5-Kilometerzeit hatte sich auf 27:45 Minuten verschlechtert, was auch einer mäßigen Kilometerzeit von 5:33 Minuten entspricht. Doch der augenblickliche Ärger über die doch erhebliche Verschlechterung wich der sofortigen Depression über meine innere Temperatur. Mir war momentan derartig heiß, daß mittlerweile jeder Schritt zur Tortur wurde. Wenn mir einer einen Spiegel vor das Gesicht gehalten hätte, dann wäre darin wohl ein vollständig gerötetes Gesicht zu sehen gewesen. Als dann auch noch ein Mädchen förmlich im Sprint an mir vorbeilief, stieg meine Skepsis noch weiter an. Aber ich wollte es mir nicht eingestehen, daß ich schon wieder bei einem Lauf in Wien aufgeben musste. Der letzte Fernwärmelauf über 15,2 km war so gut über die Bühne gegangen und jetzt sollte ich nach fast dreiviertel der Strecke aufgeben. Außerdem standen soviele Leute am Straßenrand und ich wollte mich nicht blamieren. Doch schließlich wurde die Hitze doch unerträglich. Meine Schritte wurden immer kürzer und so entschloss ich mich zu gehen. Ich sah kurz auf die Uhr und dachte mir, 1 Minute gehen, dann wird es schon wieder. Die Temperatur wird sich etwas beruhigen und dann werde ich wieder loslaufen.

Ich befand mich gerade auf der Schönbrunner Allee und ging. Nur nicht stehen bleiben war die Devise. Einfach nur gehen, die Temperatur etwas abzusenken und dann wieder langsam zu laufen beginnen. Natürlich verlor ich dabei wertvolle Zeit, aber das war mir in diesem Augenblick ehrlich gesagt völlig sch...egal. Aus der beabsichtigten 1 wurden mehrere Minuten, aber es war mir immer noch so extrem heiß, daß ich einfach nicht anders konnte. Denn es gibt nichts schlimmeres, zumindest für mich, vom gehen wieder ins Laufen zu wechseln, um anschließend wiederum nur mehr gehen zu können. Nach etwa 5 Minuten wagte ich wieder einen Versuch. Ich wechselte langsam von Gehen in das Laufen und versuchte langsam zu traben. Es schien zu funktionieren. Ich konnte wieder traben, wenn auch nur unter größter Überwindung. In diesem Moment wurde ich wieder von „Der Wüstenblume" überholt. Ein schmerzgequältes inneres Lächeln überkam mich. Ich musste diese Frau wirklich in diesem Moment ziehen lassen, obwohl ich sicherlich ein anderes Tempo vorgehabt hätte. Doch trotz dieser innerlichen Niederlage versuchte ich noch das Beste daraus zu machen und versuchte mich daran zu hängen. Ich muss zugeben, daß es mir in diesem Augenblick nicht möglich war, ihr Tempo zu halten. Daher ließ ich sie ziehen. Endlich bogen wir von der Allee in die Mariahilferstraße ein. Die letzten 5 Kilometer waren angebrochen. Gott sei Dank. Noch immer standen die Menschmassen an den Straßenrändern und feuerten die Teilnehmer an. Es war einfach großartig. Mit schmerzerfülltem Gesicht lief ich die Straße entlang und musste innerlich über so manch seltsame Menschenansammlung lachen. Einmal war auf der linken Seite ein katholischer Chor, die irgendwelche christlichen Lobeshymen zum Besten gaben. Nur hundert Meter weiter ertönte aus einem Café ein Hardrocksong nach dem anderen. Auch die Menschen, die uns vom Straßenrand aus anfeuerten reichten von feschen, jungen Mädchen über ältere Menschen, die schon Mühe zu haben schienen, uns mittels Händeklatschen anzufeuern. Aber ich musste mich auf diesen letzten Kilometern konzentrieren. Ich konnte die leichte Steigung spüren. Jeder Muskel in den Unter- und Oberschenkeln schien sich nun bemerkbar zu machen.

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Eine neue Motivation

Endlich war die Steigung überwunden und zu meiner Überraschung konnte ich nun auch wieder mein Blümchen voraus erblicken. Ich hatte nun wieder einen neuen Ansporn. Mir war die Zeit vollkommen egal. Aber ich konnte es einfach mir selbst gegenüber nicht zulassen, daß ich von ihr geschlagen werde. Also versuchte ich im leichten Bergab schneller zu laufen und auch größere Schritte zu machen. Unnötig zu sagen, das ich glaubte ich könnte es auch umsetzen, allerdings wies mir dann die Zeit eine andere Wahrheit aus. Aber ich kam näher. Mit jedem Schritt schien ich ihr näher zu kommen. Und schließlich konnte ich sie wirklich noch überholen. Meine Beine taten weh, meine Muskeln schmerzten, aber endlich erblickte ich die Anzeige, daß die 20 km erreicht waren. Noch ein letztes Mal kratzte ich meine letzte Kraft zusammen und versuchte, über diesen einen letzten Kilometer noch einmal Tempo zu machen. Die letzten 5 Kilometer waren aufgrund der 5-minütigen Gehpause natürlich jenseits von gut und böse. Über 33 Minuten hatte ich für diesen letzten Abschnitt benötigt. Aber nun spielte das absolut keine Rolle mehr. Ich hatte nur noch einen Gedanken: so gut und so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen.

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Das Finish

Als ich auf die Babenbergerstraße einbog, wusste ich, daß es nun bald so weit war. Zwar half mir nun kein leichtes Gefälle mehr, aber mein Kampfgeist bzw. Geistchen war nun noch einmal erwacht. Ich biss die Zähne zusammen und rannte noch einmal so schnell ich konnte. Es war nicht wirklich schnell, letzter Kilometerschnitt 5:16 Minuten, aber in diesem Moment kam es mir ungeheuer schnell vor. Durch das Heldentor durch und noch zu einem Schlussspurt angesetzt. Als ich die Uhr abdrückte um meine Zeit zu messen, sanken meine Beine noch einmal leicht zusammen. Ich war am Ende meiner Kraft. Völlig am Ende und auch etwas enttäuscht über diese miserable Zeit von fast 2 Stunden. Doch irgendwie auch froh, es doch geschafft zu haben.

Als ich nach Einnahme von verschiedensten Getränken und Nahrungsmitteln noch einige Halbmarathonläufer so beobachtete, so kam mir meine Leistung doch gar nicht mehr so schlecht vor. Ein Mann hatte sogar derartige Kreislaufprobleme, daß ihm ein Staffelläufer mit ins Ziel schleppen musste. Völlig relaxt dagegen traf mit knapp 3 Stunden ein ehemaliger Sieger des Wienmarathons ein. Gerhard Hartmann hatte direkt Spaß daran, als ihm die Leute applaudierten und er bedankte sich fast persönlich bei jedem, mit einem Winken und einem Lächeln. Da dachte ich mir: so schön kann der Laufsport sein und so viel Freude kann er machen. Ich hoffe, auch ich werde einmal mit einer derartigen Freude ins Ziel laufen. An diesem Tag war mir diese leider Freude nicht gegönnt. Aber ich bin ja auch noch jung ;-)

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